2018: Fest der Schnitterin

Das Fest der Schnitterin feiern wir, wenn in unseren nördlichen Breiten die Sonne bereits ihren höchsten Stand überschritten hat, die Tage aber oft am heißesten sind, bei abnehmender Mondsichel im Löwen. Die bisher nährende Energie des Feuers wird nun oft zu einer unbarmherzigen, zerstörerischen Kraft, die Mensch, Tier, Pflanzen vertrocknen und den Boden verdorren läßt. Die sogenannten „Hundstage“ sind da, die Zeit der Siriusrituale (24.7. – 23.8. – Sirius, der Hundsstern), in Ägypten Zeit des Nilhochwassers (der Tod des Osiris bringt fruchtbaren Boden).

Im landwirtschaftlichen Jahr beginnt die Kornernte und die Kelten feierten das Fest des ersten Brotes „Lammas“ oder „loafmass“.  In den keltischen Gegenden finden sich Kornpuppen und andere Symbole aus Korn gebunden als Opfergaben an heiligen Orten (in Steinkreisen und an Quellen) und auch die Tradition, die schönste Garbe auf dem Feld zu lassen, hat hier ihren Ursprung. Auch werden Kornpuppen in großen Erntefeuern verbrannt oder gebundenes Korn als Feuerräder Hügel hinab gerollt. 

Real finden beim Mähen des Korns etliche Kleintiere ihren Tod, deren Blut die Felder tränkt. Wie oft in der Natur sterben einige, damit andere leben können (möglicherweise ist dies ein möglicher Ursprung für die Erlöserkulte – neben dem Opferlamm und dem Sündenbock). Wir spüren die Vergänglichkeit des Lebens – memento mori – mitten im Hochsommer. Fast makaber erinnert uns der rote Klatschmohn auf den Wiesen als Kontrast zum hellgelben Ährenfeld an die Thematik. Mit diesem Fest beginnt die Ernte und ein Symbol des Festes ist die Sichel der Schnitterin (die Erntegöttin Ceres genauso wie die Tödin selbst). Die dunkle Göttin fordert ihr Reich zurück. Im Mythos bereitet sich Persephone auf ihre Rückkehr in die Unterwelt vor, wo sie die Regentschaft wieder übernehmen wird. Der Abschied des Sommers und seiner Fülle steht bevor, auch wenn uns das bei den hohen Temperaturen noch gar nicht in den Sinn will.

Auch bei unserer Jahresaufgabe geht es um ein Stück Abschied: erste Ernte bzw. Beschneidung auf das Wesentliche, wilde Triebe werden gekappt, die Pflanze wird „kultiviert“. Wir müssen eine Entscheidung treffen, damit die Essenz bis zur eigentlichen Ernte im September reifen kann. Es heißt also im Ritual auch, die Gabe der Geduld zu erbitten, damit wir diese Zeit abwarten können. Ein weiteres Thema ist die Zeit der „Kräuterweihe“: Die Heilpflanzen haben alle Kraft des Sommers gesammelt und sind bereit zur Ernte. Traditionell wird dieses Fest am 15.8. begangen, ein guter Zeitpunkt ist aber auch der Vollmond im August. Kräutersträuße mit 9, 12, 15 oder 18 Pflanzen schmücken unseren Altar und geben uns Kraft und Unterstützung für den kommenden Winter. Auch können wir unseren Teevorrat für die dunkle Zeit auffüllen. Im Volksmund heißt dieser Monat auch der „Frauendreißiger“, angeblich kann keine noch so giftige Pflanze einer Frau etwas anhaben im dieser Zeit – so stark sind Heil- und Zauberkräfte der Pflanzen jetzt. Besonders werden hier die Kräuter der Frauenheilkunde genannt, allen voran Kamille, Schafgarbe und Labkraut. Einige Quellen nennen auch die Zeit vom 15.7. bis 14.8., so dass das Kräuterweihfest den Abschluß bildet, statt des Höhepunkts.

Wie immer ihr dieses Fest begehen wollt, frisches Brot oder Kuchen, Traubensaft oder Wein sollten nicht fehlen, ebenso wie frisch gebrautes Bier. Genießt die heißen Tage und bewahrt euch die Wärme in euren Herzen für die kalten Winternächte.

© Chandra, frauenpfade.de