Das Frühlingsfest - Die Amazone

Sonne steht auf, ein scharfer Wind weht
Neue Kräfte jucken das Fell
Lust auf Abenteuer macht sich breit, mach dich bereit
Frühlings blaues Band streift ahnungslose Träumerinnen
Sonne tanzt von Wasser in Feuer
Altes wird entfernt, wie verlebte Zweige,
Befreit
Und lässt Raum für neues Wachsen
Zerkleinert durch Winds-Mühlen, in Winds-Eile wird es
Zu guter Erde, zu neuer Kraft für den Lebensbaum.

Das Frühlingsfest ist da - überraschend steht die Amazonenkraft vor unserer Tür. Die innere Reise durch die dunkle Zeit, in der die Kraft der Funkelnden Luna dich begleitete, wird jetzt beendet. Lass los, was an inneren Fragen nicht gelöst, was bis jetzt nicht gesehen wurde. Es wird wieder neue Gelegenheiten in anderer Form geben. Luna übergibt das Zepter der Macht an Sunna, die es in der hellen Jahreshälfte führt. Immer sind beide anwesend, doch eine tritt nach vorn. So gestalten sie den Tanz des Lebens. Mit "Frau Holle á la Zeitspirale" ist eine Variante des bekannten Märchens entstanden, das die Qualitäten der beiden Schwestern wertschätzt (Zeitspirale 2002). Die Amazone in uns lockt den Wechsel hervor, mit Entschiedenheit und Lust auf das Neue, auf die neue Variation ihres Lebens.

Zum Winterfest wurde das Saatkorn für dieses Jahr, dein Vorhaben, als Winterkind unerkannt und "einfach so" geboren. Vielleicht hast du es auch im Tanz gewiegt. Zum Lichtfest erhielt es eine gedankliche Form, wurde gesehen, von dir in konkrete Worte gekleidet. Jetzt wird die Lichtfest-Vision weiter konkretisiert, mit Worten und auch mit Taten. Heller Tag und funkelnde Nacht sind nun in der Balance. Licht und Dunkel füllen für eine kurze Zeit den Tag zu gleichen Teilen.

Das Frühlingsfest entspricht im Tageszyklus der Energie des Sonnenaufgangs. Die Göttin der Morgenröte, in griechischer Mythologie Eos genannt, verliebt sich ständig neu, ist offen für neue Wege und Möglichkeiten. Ihr Herz spricht mit ihr. Sie hat als Nachkommen mehrere Winde geboren. Luft ist das Element des Frühlingsfestes. Das innere Licht, dessen Patin die Weise Alte ist, verlangt in die äußere formhafte, gestaltbare Welt.

Mit schwungvoller Kraft wird der Boden bereitet, gelockert, von Steinen und wuchernden Wurzeln befreit. Verdichtete Klumpen werden gelöst. Die Erde wird gut belüftet, reifer Kompost hinzugefügt als Nahrung für den Start. In Vorfreude auf das, was vielleicht entsteht, nicht absichtslos, wenden wir Kraft auf, meditieren dann vielleicht schweigend mit der Erde und bitten ihre Kräfte um Mitarbeit. Die Saat für das, was wir ernten wollen, wird gelegt.

Vielleicht habt ihr Lust, diesmal das Ritual mit dem Sonnenaufgang zu feiern. Das nach außen gerichtete Leben, die helle Jahreshälfte, Sunna, lässt sich aus den morgendlichen Frühnebeln besonders gern hervorlocken, um in die sichtbare, die geschäftige Welt geboren zu werden. Sie kommt in eine Welt der Taten, die in die Dinglichkeiten wirken. Vielleicht wird gesungen und getanzt, in steigendem Tempo wachsender Vitalität und Lebenslust, bis das durchbrechende nach außen gerichtete Leben nicht mehr zu verkennen ist und endgültig in den Vordergrund tritt, den Winter besiegt. Der Hase der Skadi, der Nordischen Göttin des Winters, bringt Ostaras rote Eier, Symbole des neuen Lebens, zu den Menschen.

Die Amazone in uns ist da. Mit Angela Klopstechs [1] Worten spricht sie:
"Das Leben ist voller Vielfalt. Es gibt so viele Aufgaben, so viele Kämpfe - ich kann sie lösen, ich kann sie kämpfen. Ich liebe Aufgaben, Kämpfe, Dinge. Ich liebe das Tun, (...) tu es gern und gut. Du kannst dich auf mich verlassen. (...) Ich stehe mit beiden Beinen fest auf dem Boden. (...) Ich bin stolz darauf, eine Frau zu sein. (...)
Mich reizt das Neuland, der Umbruch. Geduld ist nicht unbedingt meine Stärke. (...) Unabhängigkeit, auch zu hohem Preis und Bereitschaft zum Kampf, zur Durchsetzung, das sind meine Stärken. Ich kämpfe nicht nur für mich allein. Ich kämpfe für alle Frauen. (...) Ich kämpfe für Frauen und nicht gegen Männer. (...) Ich bin stolz und erfolgreich und ich bin Frau, eine weibliche Frau. (...) Meine Schwäche und Furcht gehören zu mir, ich will sie nicht bekämpfen, sondern sie sollen meine Begleiterinnen sein. Nur wenn ich meine Schwächen und meine Furcht erkenne und anerkenne, bin ich wirklich stark. Ich weiß auch um die Gefahr, dass ich mich in die Macht verliebe. Dann versiegt meine Liebe zu den Menschen. Dann wird mein Leben trocken und flach. Das Leben ist voller Vielfalt, voller Herausforderungen. Ich diene dem Leben, ich diene den Menschen."

Speisen für ein Amazonenmahl:

Brennnesselsuppe mit Löwenzahnsalat, dazu
Hefebrot als Doppelaxt gebacken
mit Bärlauchbutter

© Martha, zum Lichtfest 2006

[1] "Frauen-Rituale", CD von Angela Klopstech,
Psychologin und Psychotherapeutin,
Deutschland, Europa, USA