Die Schnitterin
Auch dieses Fest hat mehrere Namen, doch ob Schnitterin-, ob Kräuterweihfest oder Lammas: Es ist ein Erntefest, speziell für Getreide und magisch verwendete Kräuter, deren energetische Wirkung in dieser Zeit am stärksten ist.
Jede Frau, die Pflanzenteile oder eine Pflanze für ihre Zwecke wählt, von der Mutterpflanze oder der Erde trennt und zu Sträußen oder Bündeln zusammenfasst ist eine Schnitterin. In ihrer Macht und Verantwortung liegt es, einen Standort kahl zu schneiden oder nur auszudünnen. Sie bestimmt, ob ihr Schnitt eine Pflanze zu weiterem Wachstum anregt oder ihr Absterben bewirkt. All dies ist wichtig und es gehört zur Aufgabe der Schnitterin, ihre Sichel oder ihr Messer bewusst und gezielt anzusetzen, nicht zufällig.
Die meisten von uns haben nichts mit der Getreideernte zu tun und auch kaum Gelegenheit, an einer teilzunehmen. Aber wohl Jede kann ein grünes Fleckchen finden, dessen Pflanzen sie auf intensive und besondere Weise ansprechen. Deshalb geht es hier um Kräuter oder vielmehr Gewächse, denn auch Bestandteile von Bäumen und Sträuchern wirken magisch und werden dieser Wirkung wegen vorzugsweise im August gesammelt. Die Fülle des Hochsommers breitet sich vor uns aus und bietet uns ihre Pflanzenvielfalt an.
Da gibt es Schutzpflanzen wie Eisenkraut, Johannakraut und Holunder, die sich gut für Sträuße eignen. So ein Sträußchen kann unsere Wohnung oder unser Auto schützen. Auch zum Räuchern geeignete Pflanzen gibt es bei uns; einige findest Du im Monat August in den freien Bereichen aufgeführt. Sie wurden früher sehr wahrscheinlich in unseren Breiten zum Räuchern benutzt, ebenso wie Goldnessel, Mistel und Bartflechte. Für ein ganz spezielles Anliegen, das unsere persönliche Reifung betrifft, bietet sich jedoch das Binden eines kleinen Kräuterbeutels an. Klein genug, um ihn wie ein Schmuckstück am Körper tragen und seine Wirkung überall spüren zu können.
Natürlich gibt es Traditionen für das Zusammenstellen eines Kräutersträußchens oder -beutels. Danach entspricht zum Beispiel die Anzahl der Kräuter einer magischen Zahl. Meistens spielt die 3 darin eine große Rolle, weshalb die 9 besonders magisch ist. Ein typisches 9er Bund besteht aus Arnika, Baldrian, Johannakraut, Kamille, Königskerze, Pfefferminze, Schafgarbe, Tausendgüldenkraut und Wermut. Auch die 5 und die 7 sind magische Zahlen, ebenso wie viele andere. Der Zweck eines Zaubers kann die Anzahl der Pflanzen bestimmen und er bestimmt natürlich ihre Auswahl. Beispiele dafür findest du in vielen Büchern und auf mindestens ebenso vielen Internetseiten.
Doch wenn eine Pflanze mich mit einer Eigenschaft beeindruckt, die ich mir für mich selber wünsche, dann ist dies eine Pflanze meiner Wahl, Tradition hin oder her. Ich gehe weiter mit wachen Sinnen durch die sommerlich reiche Landschaft und finde andere Pflanzen, die diese Kraft ergänzen und sie mit dem bereichern, was auch zu meinen passt. Mit Rot und Gold binde ich sie zu meinem ganz persönlichen Zauber; Rot für die Liebe, in deren Namen der Zauber gebunden wird und Gold für die Macht, die ihn bewirkt; beides sind Merkmale des Sternzeichens Löwin, in das dies Fest gebettet ist. Beim Binden des Zaubers vergegenwärtige ich mir seine Wirkung, spüre sie so intensiv wie möglich. Abschließend spreche ich den Pflanzen meinen Dank aus.
Das Schnitterinfest kann mich das Wählen, Trennen und Sortieren lehren. Im Rahmen des Festes geht es um eine spirituelle Erfahrung, die sich ganz handfest auf jede Ebene und in jeden Maßstab übertragen lässt. Sie gilt für einzelne Pflanzen ebenso wie für ganze Felder, für mein Sparbuch wie den Maschinenpark einer Firma, für meine persönliche Reifung wie die gemeinsame Entwicklung einer Gruppe. Pflanzen, Kapital und Erlerntes wollen erhalten und gepflegt werden, wenn sie wieder Früchte tragen sollen.
In diesen Zusammenhängen einen Schnitt zu führen ist nicht immer einfach. Oft erfordert es Überwindung und manchmal wirklich Mut. Die Kraft der Schnitterin unterstützt mich, einen solch schwierigen Schnitt zu tun. Sie erinnert mich an meine Macht, die immer Auswirkungen auf andere hat und daran, bewusst und sorgsam mit ihr umzugehen.
Rosita